Zink
Der Zink (ital. Cornetto = Horn) ist ein wiederentdecktes historisches Holzblasinstrument mit sinnlichem Klang, großer Beweglichkeit und starkem Ausdruck. Der gemeine Musikwissenschaftler und Instrumentenkundler bezeichnet es als ein "Grifflochhorn".
Das Instrument hatte eine bewegte Geschichte: Im frühen Mittelalter wurde es vermutlich aus dem abgesägten Horn eines Tieres hergestellt. Im Lauf der Zeit entwickelte sich aus einem weitmensurierten und damit tief und dumpf klingenden Instrument mit kleinem Tonumfang ein überaus erfolgreiches Instrument, welches in der Renaissance die Position des führenden Sopraninstrumentes in den Hof- und Kirchenkapellen errungen hatte. Nachdem der Zink ab der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts langsam von der leistungsfähigeren und moderneren Violine verdrängt wurde, mußten sich die Zinkenisten nach und nach zurückziehen und fanden nur noch als Türmer und Stadtpfeifer Verwendung. Dieser Prozeß begann in Italien und um einige Jahrzehnte verspätet fand diese Entwicklung in Deutschland eine Parallele. Johann Sebastian Bach zum Beispiel verwendete den Zinken nur noch äußerst sparsam. Spätestens im frühen 19. Jahrhundert verschwand er endgültig aus dem Musikleben.
In seinen besten Zeiten aber, zwischen 1500 und 1650, schätzten Komponisten, Musiker und Publikum den Zink vor allem wegen seiner herausragenden Fähigkeit, die menschliche Stimme zu imitieren. Zinkenisten waren damals oft große Virtuosen und wurden häufig höher dotiert als andere Musiker oder sogar die Kapellmeister. Die Berühmtesten unter ihnen wurden gefeiert wie heutige Superstars aus der Welt des Sports oder der Popmusik.
In den vergangenen Jahrzehnten gab es eine Renaissance dieses bemerkenswerten Instrumentes und seiner Literatur, deren bekannteste Komponisten solch klangvolle Namen wie Heinrich Schütz und Claudio Monteverdi tragen.
Thomas Friedlaender spielt auf stillen Zinken von Serge Delmas (Frankreich), und krummen Zinken von Christoph Schuler (Schweiz) und Roland Wilson (Deutschland).
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Improvisation an der Gauja
Thomas Friedlaender übt im Zug
Le Théâtre du Monde
400 Jahre alte Instrumente im Dom zu Freiberg
Anlässlich der Umgestaltung der Freiberger Begräbniskapelle am Dom zu Freiberg im Jahr 1594 nach Plänen des italienischem Künstlers Giovanni Maria Nosseni (1544-1620) wurden Engel im Innern des Gewölbes auf dem Sims in ca. 10 Metern Höhe positioniert.
In ihre Hände legte man 30 Musikinstrumente, die zum Teil aus der musikalischen Praxis kamen. Über 400 Jahre verbrachten die Engel als stumme Zeugen mit ihren Instrumenten an dem sicheren Ort und überlebten unbeschadet und fast unberührt den Wandel der Zeiten. Als 2002 eine Generalsanierung des Chorraumes im Dom anstand, wurden, unter der Leitung des Musikinstrumentenmuseums der Universität Leipzig, diese Instrumente den Engeln aus den Händen genommen, genauestens untersucht, vermessen und Kopien dieser Instrumente in Auftrag gegeben.
Die Originale kehrten an ihren Standort zurück – ihre Gegenstücke, die Kopien, wurden seitdem von verschiedenen Musikern genutzt, um die Klänge dieser Zeit wiederzuentdecken.
Ich besitze einen Nachbau eines dieser einzigartigen Renaissance-Instrumente aus der Begräbniskapelle am Dom zu Freiberg, einen krummen Zinken.
Außer dem Erbauer, Roland Wilson aus Köln, spielt erstaunlicherweise niemand sonst dieses Instrument. Dabei bewirkt die weite Mensur – größer als bei anderen Instrumenten der Zeit – einen außerordentlich warmen und vocalen Klang, der hervorragend geeignet ist, mit Gesang so zu verschmelzen, dass man (fast) nicht mehr zwischen Zink und Sänger unterscheiden kann.