Einer der wichtigsten Schwerpunkte der Arbeit von Thomas Friedlaender ist seit 1993 die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kolleginnen und Kollegen in kleinen Kammermusikbesetzungen in Veranstaltungsorten wie dem Ulmer Münster, der Gemäldegalerie Alte Meister Dresden, dem Bachhaus Eisenach, den Domen zu Halberstadt, Braunschweig, Meißen, Stendal, Quedlinburg und Brandenburg; Schloß Güstrow, Ortenburg Bautzen, Münster zu Bad Doberan, Deutsches Hygienemuseum, Albrechtsburg Meißen, Michaeliskirche Hildesheim, Schloß Pillnitz, Kloster Veßra, Schloßbergmuseum Chemnitz, Rathaus Wismar, Schloßkapelle Schmalkalden, Händelhaus Halle, Doppelkapelle Landsberg, St. Marien Stralsund, Ev. Akademie Wittenberg, Museum Schloß Burgk, Heinrich-Schütz-Haus Weißenfels, Stiftskirche Gernrode, Seifersdorfer Thal, Palais Großer Garten Dresden, Schloß Gottdorf, Chiesa di San Rocco Venezia, Kloster Mariastein Basel ...
Die bisher entwickelten Programme umfassen den Zeitraum vom Mittelalter bis zum Barock vor allem der Länder Deutschland, Böhmen, Österreich, Italien, Frankreich, Niederlande, England, Portugal und Spanien. Hinzu kommen Konzertvarianten mit groß besetzten Vocal- und Instrumentalensembles.
Eine Besonderheit sind Programme mit ausschließlich improvisierter Musik bzw. die Mischung von Alter Musik, Weltmusik und zeitgenössischer improvisierter Musik oder solistisch ausgeführte Musik für Ausstellungseröffnungen, Tagungen oder ähnliche Anlässe.
Al’Andaluz – Musik aus drei Kulturen
Sephardische, christliche und muslimische Lieder der iberischen Halbinsel.
Maria Jonas (Köln) - Gesang, Shutibox
Thomas Friedlaender - arabische Trompete, Schlagwerk, Glocken
Tres Morillas, drei Maurinnen, begegnen einem stolzen spanischen Ritter und sie beginnen ein Flirt…
Dieses Lied beschreibt anschaulich die „convivencia“ (Koexistenz) zwischen Muslimen und Christen auf der iberischen Halbinsel während der 800jährigen Herrschaft der Mauren – und es ist nicht das einzige dieser Art. Das Lied aus dem Cancionero de Palacio (15./16. Jahrhundert) stammt sogar aus einer Zeit, in der das Zusammenleben verschiedener Religionen und Kulturen längst Geschichte war! Im Jahre 1492 standen Juden und Muslime vor der Wahl zum Christentum zu konvertieren, durch die Inquisition verfolgt und hingerichtet zu werden oder zu flüchten. Viele der so Verfolgten flüchteten in die Anrainerstaaten rund um das Mittelmeer, die vorwiegend muslimisch waren, aber auch die Juden willkommen hießen.
Uns interessiert in diesem Programm aber vor allem die Zeit der „convivencia“ der drei Religionen, in der auf der iberischen Halbinsel eine Hochkultur entstand, die bis heute in Europa lebendig ist. Denn wer weiß schon, dass z.B. die bis heute wohlbekannte Liedform mit Kehrreim in der Mitte des 10. Jahrhunderts in der Nähe von Sevilla unter jüdischem und muslimischen Einfluss erfunden worden ist?
Das Herz der Karawanenstraße
Traditionelle Klänge aus dem Orient
Ensemble TACHT
Ibrahim Keivo – Gesang und Bouzouki (Langhalslaute)
Saad Mahmoud Jawad - Oud (orientalische Laute)
Bassem Hawar - Djoze (orientalische Geige)
Thomas Friedlaender - Riq, Daf und Zimbeln (orientalische Perkussion)
Der Klang des Orients wirkt auf uns aus einem Kulturkreis mit fremdartiger Schönheit wie in einem märchenhaften Traum und beginnt schon mit dem Anblick der Instrumente, die aus exotischen Materialien wie Zedernholz, Fischhaut oder Perlmutt kunstvoll erschaffen wurden.
Diese Musik erreicht ihre ausdrucksstarke Wirkung hauptsächlich durch melodische und rhythmische, weniger durch harmonische Mittel. Und so ist der Großteil der arabischen Musik linear einstimmig strukturiert. Das Vorherrschen überwiegend kleinerer Ensembles, die zudem in der arabischen klassischen Musik über den ganzen Kulturraum ähnlich besetzt sind, ist eine der typischen Eigenheiten, welche die drei Musiker in ihrem Programm aufnehmen.
Die hochkomplexe Welt der arabischen Rhythmen, die so klangvolle Namen wie „Djordjina“, „Samai“ oder „Malfuf“ tragen, wird dabei ebenso präsentiert wie Musik der Sufis, deren asketische Tendenzen eine spirituelle Orientierung aufweisen, die oft mit dem Wort Mystik bezeichnet wird.
Der Name des Ensembles, TACHT, bedeutet Thron und bezeichnet zugleich den bühnenartig erhöhten Ort auf dem in traditioneller Weise die Musiker sitzen, während die Zuhörer zu einer musikalischen Reise in das legendäre Zweistromland, nach Syrien und Ägypten; nach Bagdad, Damaskus und Kairo, an die östlichen Küsten des Mittelmeeres und vor allem nach Aleppo, in das alte Herz der Karawanenstraße, entführt werden.
Ich sachz eyns mols den lichtyn morgyn sterne
Lieder, Pilgergesänge und Instrumentalstücke
des deutschen Sprachraumes um 1500
Thomas Friedlaender – (Dresden) -
Zinken, Zugtrompete, Schlagwerk, Gesang
Wer von uns kennt und pflegt unsere ältesten Lieder und Gesänge? Welche Lieder sind das überhaupt, die zu unserem Erbe, zu unserer Tradition und Kultur gehören? Und wieviel Leben steckt nach fünf oder sechs Jahrhunderten noch in einem Stück Musik?
Thomas Friedlaender spielt Musik des späten Mittelalters und der Renaissance und singt einige der bedeutendsten Lieder und Gesänge, die unsere Großeltern und viele Generation vor ihnen über Jahrhunderte hinweg pflegten.
Im Mittelpunkt des Abends stehen einige der ausdrucksstärksten geistlichen und weltlichen Lieder und Pilgermusik des deutschen Sprachraumes, Werke aus dem Glogauer Liederbuch (um 1480), Mariengesänge oder das berühmte Innsbrucklied von Heinrich Isaak.
Plakat »Ich sachz eyns mols den lichtyn morgyn sterne« als PDF
Himmel auf Erden
Musik aus der gottesdienstlichen Praxis zur Zeit Gottfried Silbermanns:
Barocke Orgeln und ihre Verwendung beim »Fantasieren, Generalbaß und Choral«
»So gleicht der Gottesdienst dem Himmel schon auf Erden, wenn bei solenner Zeit schön musiziert kann werden«
(aus einem Gedicht zur Weihe der Silbermann – Orgel in Reinhardtsgrimma)
Ensemble Corona Harmonica
Maria Skiba – Sopran
Thomas Friedlaender – Zink
Ulrike Titze – Violine in alter Mensur
Jan Katzschke – Orgel, Leitung, Konzept
Nach Jacob Adlung 1768 (und vielen anderen Schreibern) bestand die Aufgabe der Orgel zur Barockzeit im »Fantasieren«, im »Generalbasse« und im »Choral«.
Die Orgel hatte im 17. und 18. Jahrhundert eine andere Bedeutung als wir heute vermuten würden. Bekannt ist, daß es zunächst das solistische, meist improvisierte Orgelspiel zu Choral- oder freien Themen (»Fantasieren«) war, mit dem Organisten die Gottesdienste bereicherten. Die Begleitung des Gemeindegesanges (»Choral«) wurde erst ab der Mitte des 17. Jahrhundert langsam zu einer ihrer Hauptaufgaben, und das im Wesentlichen auch nur in den lutherischen Gemeinden, also vor allem in Deutschland. Das führte zu einem immer lauteren Orgelklang, der auch bei voll besetzter, laut(!) singender Gemeinde noch deutlich zu hören sein sollte. Dieser Sachverhalt ist an Silbermanns kräftig klingenden Orgeln mit ihrem hohen Winddruck gut nachvollziehbar. Auch die modifizierte mitteltönige Temperatur, die zwar den (bei Dorforganisten ohnehin meist weniger vorhandenen) harmonischen Spielraum einschränkte, dafür jedoch die gebräuchlichen Choral-Tonarten bevorzugte, sollte wohl das »Wohlgefühl« beim Singen mit der Orgel erhöhen. Gerade konsequent mit hohem Winddruck und modifiziert mitteltöniger Temperierung restaurierte Silbermannorgeln stehen heute oft in der Kritik, was im Wesentlichen auf Unkenntnis dieser Ästhetik zurückzuführen ist.
Der wichtigste Zweck der Orgel war jedoch traditionell, die Figuralmusik (»Music«) zu stützen (»Generalbaß«). In Verbindung mit einer teilweise recht kräftigen Registrierung, wie in vielen Quellen dokumentiert, könnte man den Klang der protestantischen Figuralmusik stellenweise durchaus als »durch die (große) Orgel geprägt« bezeichnen. Diesem Sachverhalt wird in der heutigen Aufführungspraxis von Musik des 17. und 18. Jahrhunderts kaum Rechnung getragen. Auch Gottfried Silbermann konzipierte seine Orgeln für diesen Zweck. In den Kontrakten mehrerer Orgeln schreibt er über das Gedackt, es könne »zur Music lieblich intonieret« werden.
Die hohe Wertschätzung, die Martin Luther der Kirchenmusik zumaß, spiegelte sich im reichen musikalischen Leben der frühen lutherischen Kirche wieder. Der Bildungsauftrag, den die Reformatoren der Kirche zusprachen, führte unter anderem zur Gründung von Schulen an vielen Orten. Zu den wesentlichen Unterrichtsfächern dieser Schulen gehörte Gesangs- und Kompositionsunterricht. Auf dem so entstehenden Boden einer breiten musikalischen Volksbildung konnte sich "an der Basis" ein kirchenmusikalisches Leben entwickeln, das in seinem Reichtum schwer zu überbieten sein dürfte. Die Schüler waren mit der musikalischen Materie auf das Engste vertraut; sie waren es auch, die für die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Anlässen sorgten.
Liest man Inventarverzeichnisse veschiedener Dorfschulen, wie sie heute zum Teil noch erhalten sind, dann staunt man über das anspruchsvolle Repertoire der dörflichen »Kantoreien« im 17. und 18. Jahrhundert, das die heute als durchaus anspruchsvoll eingestufte Vokalliteratur umfaßt (so z.B. Motetten und Geistliche Konzerte von Schütz, Rosenmüller, Hammerschmidt usw.). In den Städten wurden die Sänger bei ihren Aufführungen unterstützt durch die Stadtpfeifer, eine Gruppe von Instrumentalisten, die sehr variable Besetzungen realisieren konnten. Auch auf den Dörfern wurden weitere Instrumente eingesetzt. Der englische Musikreisende Charles Burney stellte 1773 nach seinem Besuch in Mitteldeutschland begeistert fest: »... auch die kleinste Pfarrkirche … (hat) ihre Orgel und auch ein Chor anderer Instrumente..., die zu ihren Kirchenmusiken gebraucht werden.«
Mit dem Konzertprogramm wollen wir die vorhandene (barocke) Orgel im Kontext von »Fantasieren«, »Generalbaß« und »Choral« präsentieren. Während Silbermanns Orgeln oft mit der Musik des 18. Jahrhunderts verbunden werden, war es vermutlich auch in hohem Maße die zu Silbermanns Zeit noch immer praktizierte Musik des 17. Jahrhunderts, die seine Klangvorstellungen prägte - ein Aspekt, der in heutigen Konzertprogrammen selten Beachtung findet.
Als »Music« erklingen Kompositionen aus dem 17. Jahrhundert von Andreas Hammerschmidt (der damals wohl beliebteste Komponist) und seinen Zeitgenossen - Musik, wie sie in mitteldeutchen Kirchen auch im 18. Jahrhundert noch musiziert wurde und durch die vermutlich auch Gottfried Silbermann geprägt war. Orgelwerke der Zeit, etwa von Johann Krieger, stehen für das »Fantasieren«. Auch der Choralgesang der Gemeinde wird einbezogen, so daß dem Konzertbesucher etwas von der Lebendigkeit, Frische und Vielfalt der Kirchenmusik in der Barockzeit deutlich werden kann.
Pans Wiederkehr
Mittelalterliche Liebeslieder über die Kräfte der Natur
Ensemble Sanstierce
Maria Jonas – Gesang
Bassem Hawar – Djoze (irakische Kniegeige)
Dominik Schneider – Laute, Flöten
Thomas Friedlaender – Schlagwerk
Der Klang des Orients
Musik aus Mesopotamien, arabische Rhythmen und Sufimusik
Trio TACHT تـخت
Obeid Alyousef – Oud (arabische Laute)
Bassem Hawar – Djoze (irakische Kniegeige)
Thomas Friedlaender – Riq, Daf, Zymbeln (orientalische Perkussion)
Orientalische Musik erreicht ihre ausdrucksstarke Wirkung hauptsächlich durch melodisch und rhythmische, weniger durch harmonische Mittel. Und so ist der Großteil der arabischen Musik linear einstimmig strukturiert. Das Vorherrschen überwiegend kleinerer Ensembles, die zudem in der arabischen klassischen Musik über den ganzen Kulturraum ähnlich besetzt sind,
ist einer der typischen Eigenheiten, welche die drei Musiker in ihrem Programm aufnehmen.
Die hochkomplexe Welt der arabischen Rhythmen, die so klangvolle Namen wie „Djordjina“, „Samai“ oder „Malfuf“ tragen, wird dabei ebenso präsentiert wie Musik der Sufis, deren asketische Tendenzen eine spirituelle Orientierung aufweisen, die oft mit dem Wort Mystik bezeichnet wird.
Der Name des Ensembles, TACHT, bedeutet Thron und bezeichnet zugleich den bühnenartig erhöhten Ort auf dem in traditioneller Weise die Musiker sitzen, während die Zuhörer zu einer musikalischen Reise in das legendäre Zweistromland, nach Syrien und Ägypten; nach Bagdad, Damaskus und Kairo oder an die östlichen Küsten des Mittelmeeres entführt werden.
PROGRAMM
Longa Riad لونكا رياض
Arabischer Tanz aus Ägypten
Rhythmus „Malfuf“ in zwei Vierteln
Tsche Mali Wali جي مالي والي
Rhythmus „Sengien Samai“ in sechs Achteln
Djordjina جورجينا
Rhythmus in zehn Sechzehnteln
Samai سماعي شد عربان
Sufi-Musik - Rhythmus in zehn Vierteln
Historia von Doctor Johann Fausten
- nebst einem juristischen Kommentar, höchst christlicher Lautenmusik. Puppenspiel und Elektrogitarrendonner.
Andreas Arend – Laute, Elektrogitarrendonner und Puppenspiel
Thomas Friedlaender – Zink und Doppeltrichtertrompete
Niklas Trüstedt – Rezitation und Viola da Gamba
Die gesammelten Legenden um den „weitverschreyten Schwarzkünstler“ erschienen 1587 bei dem Frankfurter Buchdrucker Johann Spieß. Der anonyme Autor machte den Mythos Faust damit bis weit über die Grenzen des deutschen Sprachraums und seine Zeit hinaus bekannt.
Zu erleben sind Puppenspiel, Originaltexte und erlesene Musik (Orlando di Lasso, Matthäus Waissel u.a.), die dazu in engem Bezug stehen. präsentiert auf historischen Instrumenten - modern kombiniert mit zeitgenössische Kompositionen mit Elektrogitarre und Doppeltrichtertrompete sowie Improvisationen zu Tonbandeinspielungen.
»Ich bin dann mal weg ...«
Pilgerlieder des Mittelalters
Maria Jonas – Gesang
Thomas Friedlaender – Schlagwerk und Zink
»Leute des Weges« haben sich die Pilger in den ersten Jahrhunderten des Christentums genannt. Im 21. Jahrhundert entdecken die Menschen die Langsamkeit wieder. Sie nehmen den Pilgerstab in die Hand, packen den Rucksack und brechen auf. Für eine Strecke, die ein Auto in einer halben Stunde zurücklegt, brauchen sie einen ganzen Tag.
Die frommen und zugleich spannenden Berichte der Pilger – damals wie heute – wirkten wie eine Werbebroschüre: Viele Menschen machten sich auf, um den Spuren der Pilgerwege zu folgen. Die Pilger transportieren ihre Eindrücke, ihre Erkenntnisse und das Wissen aus fernen Ländern und Kulturen in ihre Heimat; die Pilgerwege waren so etwas wie das »Internet des Mittelalters«. Pilgern wurde zu einer Massenbewegung, zu einem frommen Tourismus auf festgelegten Straßen, die im Laufe der Jahrhunderte ein Wegenetz durch ganz Europa bildeten. Herbergen entstanden an diesem Weg und Kirchen wurden gebaut.
In unserem Programm erklingen Lieder dieser Stationen. Sie stammen aus vielen Ländern Europas und sind nicht nur fromme Zeugnisse einer vergangenen Epoche sondern auch ein beeindruckendes musikalisches und kulturelles Gesamtkunstwerk.
Musik um das Lamento d’Arianna – die größten »Hits« von Claudio Monteverdi
June Telletxea – Sopran
Andreas Arend – Laute und Ud
Ophira Zakai – Theorbe
Niklas Trüstedt – Gambe und Sprecher
Thomas Friedlaender – Schlagwerk und Zink
Im ersten Jh. v. Chr. erscheinen die »Carmina« des Catull. Darin findet sich die Erzählung von Ariadne und Theseus. 1608 erklingt in Mantua zum ersten Mal Claudio Monteverdis Oper »Arianna«. Nur das populäre »Lamento d’Arianna« ist uns überliefert.
Neue Musik von Andreas Arend fügt der Verbindung von Catull und Monteverdi eine Dimension hinzu: Diese wurde in fünfjähriger Arbeit minutiös aus Renaissance-Musiktheorie und für barocke Instrumente entwickelt, dabei allerdings dem musikalischen Idiom des 21. Jahrhunderts verpflichtet. Mit einem speziellen Tonsystem werden sparsame, höchst merkwürdige musikalische Mittel aufgeboten, um die Stimmung der Szene einzufangen. Die Rolle des Erzählers bietet die Möglichkeit einen bekannten Sprecher zu involvieren. Er spannt den Bogen von Theseus über Ariadne zu dem Gott Dionysos.
Dionysos ist es, der das Mädchen Arianna vor dem einsamen Sterben auf der menschenleeren Insel bewahrt – Catulls vielschichtige Fassung des Mythos zieht einen Rahmen um das Lamento d’Arianna, berühmt durch seinen radikalen Anfang: »Lasciatemi morire« – Lasst mich sterben. Warum? Theseus hat das Mädchen auf der einsamen Insel »vergessen«, beide auf dem Weg nach Athen, auf der Flucht vor König Minos, ihrem Vater. Am Ende siegt der Tanz, der Rausch, die Ekstase – und es bleibt der Widerschlag der Wellen am Strand der Insel als Symbol für Leben und Tod.
Dieses Werk dauert etwa 40 Minuten und ist der zweite Teil eines Konzertes, dessen erster Teil den größten »Hits« Claudio Monteverdis und aus Werken von Giovanni Girolamo Kapspergers und Giulio Caccinis besteht.
Abgesehen von einigen Musikautomaten aus dem Barock und außer Beschreibungen, Noten und anderen Quellen vermitteln uns nur historische Instrumente und speziell Orgeln Klänge aus ferner Vergangenheit, deren Musik nicht mehr technisch konserviert werden kann.
Der besondere Reiz, die eigenen Kopien historischer Instrumente im Zusammenspiel mit historischen Orgeln zum Klingen zu bringen war und ist Inspiration für Konzerte mit diesen Instrumenten.
Auswahl bisher stattgefundener Konzerte an historischen Orgeln:
Schmalkalden, Schloß Wilhelmsburg
hölzerne Mayer-Orgel der Schloßkirche von 1587
Tangermünde, St.Stefan
Scherer-Orgel von 1624
Stralsund, St. Marien
Stellwagen-Orgel von 1658 - größtes erhaltenes Instrument des 17. Jahrhunderts in Norddeutschland
Schleswig, Schloß Gottorf
Orgel der Schloßkapelle von ca.1560
Freiberg/S., Dom
Große Silbermann-Orgel von 1714
Naumburg, St.Wenzel
Hildebrandt-Orgel von 1746
Venedig, S. Rocco und Ospedaletto
Orgeln des 18. Jahrhunderts
Arezzo
Chiesa S. Badia Orgel von ca.1580 und Kathedrale, Orgel von Luca da Cortona von 1534
Slaný (Tschechien)
Orgeln des 17. und 18. Jahrhunderts
Prag,
Orgel des 17. Jahrhunderts
Sulejów (Polen)
Orgel um 1644/1701
von der iberischen Halbinsel und aus Südamerika
International berühmte Weihnachtslieder wie „El nino lindo“ oder „La Seehora del mundo“ sind in Deutschland bislang kaum bekannt. Das Ensemble Ala Aurea bringt uns dieses traditionelle Repertoire auf einzigartige Weise näher und geht bei der Auswahl der Stücke über die Renaissance bis in das Mittelalter zurück.
Ensemble Ala Aurea
Susanne Ansorg – Fidel
Maria Jonas – Gesang, Drehleier
Thomas Friedlaender – Schlagwerk und Zink
Vom süßen Hauch des Holzes, tierischen Sounds und schrillem Klang des Messings
Thomas Friedlaender wird oft gebucht zur musikalischen Ausgestaltung von Ausstellungseröffnungen mit verschiedenen und speziell zugeschnittenen Beiträgen und Programmen. Das Spektrum reicht von mittelalterlicher Musik zu zeitgenössischer Improvisation, von Klängen um 1500 bis zu Geräuschen und experimentellen Sounds sehr spezieller Instrumente: Zink, Naturtrompete, Alphorn, Rahmentrommeln, Nebelhorn, Doppeltrichtertrompete, Flügelhorn, Riqq, Tamorra, Kastagnetten, Davul, schwedisches Hirtenhorn...
Musik des 16. Jahrhunderts
Thomas Friedlaender – Schlagwerk und Zink
Jan Katzschke – Regal und Gesang
Antonio Scandello (1517-1580)
Kyrie
aus „Missa super epitaphium Mauritii“
(auf ein Epitaph von Georg Fabricius zum Tod des Kurfürsten Moritz von Sachsen 1553)
Johann Walter (1496-1570)
Wohlauf, wohlauf mit lauter Stimm
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Ein feste Burg ist unser Gott
aus „Geistliches Gesangbüchlein“, Wittenberg 1551
aus dem Tabulaturbuch (1571) des Elias Nikolaus Ammerbach (1530-1597)
Ich schwing mein Horn ins Jamertal
Hertzog Moritz Dantz
Des Kaysers Dantz
Der Magister Dantz
Ennelein von Torgau
Orlando di Lasso (1532-1594)
Da pacem Domine
Musik des 15.-18. Jahrhunderts aus Schlesien
Christine Mothes – Gesang
Andreas Arend – Laute und Ud
Thomas Friedlaender – Schlagwerk und Zink
Ein Programm, erstmals aufgeführt zum 10-jährigen Jubiläum des Schlesischen Museums zu Görlitz, mit Werken u.a. aus dem Glogauer Liederbuch (um 1480), von Thomas Stoltzer (um 1475 in Schweidnitz/Świdnica - 1526), Andreas Hammerschmidt (Lieder im schlesischen Dialekt, 17. Jahrhundert), Esaias Reusner d.J. (1636, Löwenberg/Lwówek Śląski - 1679, Lautenist des Brieger Herzogs), Lieder von Constantin Christian Dedekind (1628-1715) und Johann Sigismund Scholze alias Sperontes (1705 in Lobendau/Lubiatów - 1750) nach Gedichten von Martin Opitz, Paul Flemming, Andreas Tschernig (Schlesische Dichterschule des 17. Jahrhunderts).
Mittelalterliche Frauenlieder aus Galicien, Portugal und dem Mittelmeerraum
Maria Jonas (Köln) – Gesang, Drehleier
Thomas Friedlaender (Dresden) – Perkussion, arabische Trompete, Glocken, Zink
Frauenlieder gehören zu den ältesten poetischen Zeugnissen des Mittelalters, die uns schriftlich überliefert sind. Es sind Lieder, in denen das sprechende/singende „Ich“ eine Frau ist.
Die Lieder des Mittelalters waren – wie die mittelalterliche Lyrik überhaupt – nicht für die Lektüre bestimmt, sondern für den öffentlichen Vortrag. Sie wurden gesungen und von Musikinstrumenten begleitet. Wie die Texte mit Musik realisiert wurden, welche Rolle die Improvisation spielte und wie dies alles bei der Aufführung der Lieder zusammenwirkte, ist schwer zu ermitteln und nur in Ausnahmefällen sind die Melodien zu den Liedern überliefert. Darum ist die Improvisation auf der Grundlage des Erforschens der mittelalterlichen Quellen die Basis. Ein Grund auch dafür, warum das Aufführen und Hören dieser mittelalterlichen Musik auch immer ein Hier und Jetzt beinhaltet.
Unsere musikalische Reise beginnt in Portugal – dem Land der Dichter. Hier hat bis in die Renaissance hinein die mittelalterliche Vortragsweise der Sänger dominiert und darum sind auch viele Lieder einstimmig überliefert. Und schon in dieser frühen Zeit findet sich das Phänomen der „saudade“, dieses unübersetzbare portugiesische Wort, was sich am ehesten noch mit „unerfüllte Sehnsucht“ umschreiben lässt.
Auf der iberischen Halbinsel begegnen wir in Galicien den „Cantigas de Amigo“ von Martín Codax. Er dürfte um das Jahr 1230 in der Provinz Galicia geboren sein. Über Leben und Wirken dieses iberischen Trobadors ist nichts bekannt. Er ist der einzige iberische Dichter der frühen Zeit, von dem Melodien überliefert sind. Die Sprache der „Siete Canciones de Amigo“ ist das Galicische, ein spanisch-portugiesischer Dialekt. Auch die berühmte Liedersammlung des Königs Alfonso el Sabio, die „Cantigas de Santa Maria“, sind in galicischer Sprache verfasst.
Unsere Reise endet im Mittelmeerraum, dorthin, wo die Sepharden nach ihrer Vertreibung geflüchtet sind. Unter Sepharden versteht man die Juden, die aus Spanien stammen. Im Jahre 1492 wurden sie nach einem Edikt des Kardinals Cisneros aus Spanien und Portugal vertrieben und suchten sich heimatlos neue Länder, in denen sie willkommen waren. Vor allem rund um den Mittelmeerraum siedelten sie sich an und lebten in ihrer jüdisch-spanischen Tradition weiter. Und es waren vor allem die Frauen, die die jüdische Liedtradition pflegten und von Generation zu Generation weitergaben.
In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts machte sich der Musikologe Isaac Levy in diese Länder auf und hob einen wahren Schatz: „Ich besuchte eine alte Frau nach der anderen, Dorf um Dorf, um aus ihren Mündern ihre Lieder zu hören und festzuhalten. Sie werden heute noch in Griechenland, der Türkei, in Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien und auf Rhodos von den Frauen gesungen.“, schrieb Levy während seiner Recherchen.
Zimbelstern, Rauschflöte, Tremulant – Orgelmusik ist mehr!
Jörg Bräunig (Domkantor zu Meißen) – Orgel
Thomas Friedlaender – Perkussion, Geräusche und Zink
Wir kombinieren die Effekte der Orgel mit Triangel, Zymbeln, Tamburello, Trommeln und Kastagnetten. Als „Roter Faden“ ziehen sich durch das Programm Motetten von Girolamo Frescobaldi (1583 – 1644) für Cornetto (Zink) und Orgel.
Werke von Philippus de Monte (1521 – 1603) und Carolus Luython (1557? – 1620)
Alexander Schneider – Countertenor
Kai Roterberg – Tenor
N.N. – Bariton
Thomas Friedlaender – Zink
N.N. – Gambe
Klaus Eichhorn – Regal/Orgelpositiv
In der kurzen Glanzzeit des Prager Kaiserhofes in der späten Renaissance waren die Vespermusiken weit herum berühmt. Musiker ersten Ranges wirkten hier und waren mit ihrem kompositorischen und konzertanten Wirken wesentlicher Bestandteil der hohen Kultur, die in der Residenz am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges trotz konfessioneller Spannungen selbstverständlich war.
Stücke von zwei der wichtigsten Komponisten dieser Epoche erklingen in unserer Vespermusik. Sie haben mit ihrem reichhaltigen Werk wie keine anderen Zeitgenossen die Kirchenmusik von Prag aus geprägt: Der kaiserliche Hofkapellmeister Philippus de Monte und der zwischen 1596 bis 1612 als Hofkomponist Rudolfs II. in Prag wirkende Carolus Luython. Sie gehörten zu den ausländischen Musikern am Kaiserlichen Hof, die mit dem Kolorit und Charakter ihrer Werke die Musiktradition Prags wesentlich mitbestimmten.
In unserem Programm erklingt u.a. von Philippus de Monte eine Messe und Orgelmusik sowie Motetten von Carol Luython.
Musik zur Zeit Leonardo da Vincis
June Telletxea – Gesang
Thomas Friedlaender – Zink und Perkussion
Andreas Arend – Laute und Rezitation
Giorgio Vasari, der Biograph der großen Maler der Renaissance, berichtet 1550 davon, wie Leonardo da Vinci (1452-1519) seinem Modell Musik vorspielen ließ, um der gewöhnlichen Melancholie von Portraitbildern zu entgehen.
In unserem Konzert werden wir uns auf die Suche machen nach jenen Klängen, die es vielleicht gewesen sein könnten. Die Abbildung der berühmt-rätselhaften Mona Lisa (leider nicht das Original!) steht während des Konzertes auf einer Staffelei und betrachtet das Publikum und die Musiker – lächelt sie immer gleich?
Auf den Notenpulten liegen Werke von Menschen aus dem Umfeld des Meisters, geistliche Musik von großen Komponisten wie Josquin des Prez, aber auch Lieder von der Straße, sogenannte „Frottole“ oder Karnevalslieder, wie sie damals in Italien populär waren. Schließlich werden wir uns auf das Wagnis einlassen, Leonardo da Vincis Bild in Musik zurückzuübersetzen. Einige Ausschnitte oder Passagen des Bildes werden uns dabei als Partitur dienen ... – lächelt sie jetzt immer noch?
Es erklingen Werke von Gilles Binchois (ca. 1400-1460), Johannes Ockeghem (um 1420-1497), Josquin des Prez (1440-1521), Marchetto Cara (ca. 1465-1525), Bartolomeo Tromboncino (ca. 1470 - nach 1535), Heinrich Isaak (1450-1517), Andreas Arend u.a.
Doch die Malerei, Dienerin des Auges, dem edelsten der Sinne findet eine harmonische Proportion gleich wie wenn sich viele Stimmen vereinen und gleichzeitig singen, eine harmonische Proportion hervorbringend die so ergötzt, dass die Hörer wie extatisch gebannt in lebendiger Anbetung verharren. (aus den Skizzenbüchern des Leonardo da Vinci)
Folkloregesänge und Renaissancemusik mit dem Ensemble Pulchra Scylla
Noemi La Terra – Gesang und Kastagnetten
Diethard Krause – Gambe und Cello
Stefan Wehrenpfennig – Gitarre und Mandoline
Thomas Friedlaender – Zink und Perkussion
Schon in ihrer Kindheit lernte die sizilianische Sängerin Noemi La Terra von ihrer Großmutter alte Volksweisen ihrer Heimat. Begleitet von Gitarre, Gambe, Zink und Perkussion mischt sie süditalienische Folkore mit italienischer Musik des Frühbarock und Improvisation. Ihre Lieder erzählen berührend-ergreifende Geschichten: Musik zum Träumen und Tanzen, mal melancholisch, mal schaurig und voller Leidenschaft.
In den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 4./5. Juli 2009 schreibt hierzu Swantje Richter:
Am Anfang war La Nonna, die sizilianische Großmutter, die der in Deutschland lebenden Enkeltochter einen großen Schatz alter Volksweisen ihrer süditalienischen Heimat zum Geschenk machte, den sie seither als eine besondere Kostbarkeit in sich trägt. Einerseits sind es die Lieder selbst, die für Noemi La Terra musikalischen Ursprung bedeuten, andererseits ist es die authentische, raue Vortragsweise der Großmutter, die für sie so prägend wurde. Ob als Jazzsängerin, zu der sie sich an der hiesigen Musikhochschule von Céline Rudolph ausbilden ließ, oder als Interpretin Alter Musik, ihr Gesang entbehrt jeglicher äußerlicher Manieriertheit und berührt in seiner durchlebten Aufrichtigkeit. Als sich Noemi La Terra vor einiger Zeit verstärkt unter der fachlichen Obhut von Ludger Remy der Alten Musik zuwandte, wuchs in ihr der Wunsch, die neue Leidenschaft in einem angemessenen Ensemble ausleben zu können. „Ich stand mit Ludger vor der Hochschule und fragte ihn, wen er mir empfehlen könnte. Er sprach gerade von dem Cellisten und Gambenspieler Diethard Krause, da öffnete sich das Tor und eben jener trat heraus. Große überraschte Verwirrung!“, erinnert sich die Sängerin an die witzige Begebenheit der ersten Kontaktaufnahme. Diethard Krause hingegen dachte in seiner Verdutztheit, eine Jazzsängerin mit Ludger Remy im Gespräch zu finden, sofort: „Da musst du mal hin!“ Von Diethard Krause führte der direkte Weg zum langjährigen musikalischen Partner, dem Gitarristen Stefan Wehrenpfennig, mit dem er erfolgreich als „Duodezim“ in einer Mischung aus Klassik, Jazz, Improvisation und Weltmusik in hauptsächlich eigenen Kompositionen unterwegs ist. Da die vielseitige Sängerin aber auch im neuen Ensemble keineswegs auf die Folklore verzichten wollte, fehlte nun noch ein Perkussionist, der die Tarantella auf dem Tamburello zu schlagen vermag. Mit Thomas Friedlaender, der außerdem mit dem Zink die Besetzung der neuen Formation komplettiert, ward ein solcher gefunden. Die vier Musiker, die sich mit einer ungeheueren Spielfreude zwischen italienischem Frühbarock, feuriger süditalienischer Folklore und Improvisierlust bewegen, gaben sich als Ensemble den Namen „Pulchra Scylla“, das „schöne Ungeheuer“. Sie nehmen damit Bezug auf eine Gestalt der griechischen Mythologie, die einst als wunderschöne, das Meer liebende Frau die Eifersucht Kirkes weckte und von dieser in ein Seeungeheuer verwandelt die Meerenge zwischen Messina und Reggio Calabria unsicher machte. Damit betonen sie zum einen den Ursprung ihres Ensembles in der Heimat von La Nonna, wenn man so will, und zum anderen ihre musikalische Balance zwischen schöner höfischer Musik in antiken Arien und erdigen, vollblutigen Folkloregesängen.
Texte aus dem Decamerone von Boccaccio und italienische Musik des 17. Jahrhunderts
Anne Schumann – Violine
Thomas Friedlaender – Zink
Niklas Trüstedt – Violine und Lesung
Sebastian Knebel – Cembalo
Das Dekameron ist eine Sammlung von 100 Novellen, die der Feder von Giovanni Boccaccio entstammen. Die Abfassung erfolgte aller Wahrscheinlichkeit nach zwischen 1349 und 1353.
Die Rahmenhandlung verlegt Boccaccio in ein Landhaus in den Hügeln von Florenz. In dieses Landhaus sind sieben Mädchen und drei junge Männer vor der Pest geflüchtet, die im Frühjahr und Sommer des Jahres 1348 Florenz heimsuchte, und versuchen sich nach Möglichkeit zu unterhalten. Daher wird jeden Tag ein König oder eine Königin bestimmt, welcher einen Themenkreis vorgibt. Zu diesem Themenkreis hat sich nun jeder der Anwesenden eine Geschichte auszudenken und zum Besten zu geben. Nach zehn Tagen und zehn mal zehn Novellen kehrt die Gruppe wieder nach Florenz zurück.
Der zyklische Aufbau des Werkes bezieht sich auf die Bedeutung der alten heiligen Zahl Zehn, die Bonaventura als numerus perfectissimus bezeichnet hatte, wobei vor allem Dantes Göttliche Komödie, die in hundert Gesänge gegliedert ist, als Vorbild diente.
Die Schilderung der Pest in Florenz ist beklemmend realistisch und detailreich. Sie dient bis heute als historische Quelle über diese Epidemie. Man kann die Einleitung zweifellos als memento mori auffassen, das am Beginn der unbeschwert und daseinsfroh erzählten Novellen steht. Sie werden von den jungen Menschen in einer kultivierten Atmosphäre des Landhauses erzählt, das von üppigen Gärten umgeben ist, bei Spiel und Tanz. Da die Themen der Erzählungen variabel und zudem allgemein gehalten sind, entsteht eine große Vielfalt von fein oder derb, tragisch oder komisch erzählten Geschichten. In ihnen wird ein ganzes Welttheater ausgespannt, dessen handelnde Personen sowohl Sultane und Könige als auch Bauern, Handwerker oder Spitzbuben sind. Auch die Schauplätze umfassen nahezu die gesamte damals bekannte Welt. Das Besondere an Boccaccios Novellen ist ihr neuer Geist, der mit seinen aus Daseinsfreude und eigener Entscheidung handelnden Personen das Mittelalter überwindet. Kirchenleute und besonders Mönche kommen dabei meist besonders schlecht weg. Vor allem die Schilderung der Kleriker und zunächst weniger die Erotik mancher Novellen hat später zur Ablehnung Boccaccios durch die Kirche geführt.
Bereits die Grammatiker und Rhetoriker der Renaissance waren der Ansicht, dass Boccaccios Dekameron ein Meisterwerk sei. Der Autor wurde zusammen mit Dante und Francesco Petrarca zum Wegbereiter und Vorbild für die eigenen Bestrebungen. Heute gilt das Dekameron unbestritten als Ursprung der italienischen Prosa überhaupt und als ein Werk, das die Weltliteratur nachhaltig beeinflusst hat.
Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude (Psalm 30,6)
Christian Lehnert – Lesung
Thomas Friedlaender – Musik
Der Tod tanzt, und sein Tanz ist wilder als alles Vergängliche. Seinen Zug begrenzt ein Bruch im Stein, ein Bildrand. An dieser Grenze verdichten sich Träume, Hoffnungen und Ängste: Wohin geht der Weg? „Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude“, heißt es in einem Psalm der Bibel. Texte und Gedichte von Christian Lehnert und musikalische Improvisationen von Thomas Friedlaender betreten Vorstellungsräume an einer Grenze, die dem Menschen gegeben ist und die ihn doch nicht zur Ruhe kommen lässt.
In einer collageartigen Form wird improvisierte zeitgenössiche Musik von Thomas Friedlaender mit Texten von Christian Lehnert zu einer eindrücklichen gemeinsamen Sprache verschmolzen.
Christian Lehnert, geboren 1969 in Dresden, ist Schriftsteller und einer der bedeutendsten Lyriker Deutschlands seiner Generation. Er studierte Religionswissenschaft, Evangelische Theologie sowie Orientalistik und gilt als Kenner der christlichen, jüdischen und muslimischen Religion. Einen Teil seines Studiums absolvierte er an der Häbräischen Universität in Jerusalem. Nach längeren Aufenthalten in Israel und Nordspanien war er von 2000 bis 2008 Pfarrer im Müglitztal in der Nähe von Dresden.
Von 2009 bis 2012 war er Studienleiter für Theologie, Zeitgeschichte und Kultur an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg.
Seit Mai 2012 arbeitet Christian Lehnert als wissenschaftlicher Geschäftsführer am Liturgiewissenschaftlichen Institut der VELKD in Leipzig.
Für seine Arbeit als Lyriker wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Dresder Lyrikpreis und dem Hölty-Preis.
Seine Werke werden im Suhrkamp Verlag herausgegeben.
Für Hans Werner Henze Oper „Phaedra“ (2007), schrieb er das Libretto (UA: Staatsoper Berlin, Koproduktion der Berliner Festspiele, des Theatre de la Monnaie Brüssel, der Alten Oper Frankfurt und der Wiener Festwochen). Seine letzte Zusammenarbeit mit Henze setze sich fort bei der Oper „Gisela“, die 2010 zur Ruhtrienale uraufgeführt wurde.
Musik von Hildegard von Bingen (1098 - 1179)
Maria Jonas – Gesang, Drehleier
Thomas Friedlaender – Zink, Perkussion und Glocken
Hildegard von Bingen war Ordensfrau, Klostergründerin und „Prophetissima teutonica“, deren schmerzhafte mystische Visionen des „lebendigen Lichts“ in grandiosen symbolgeladenen Bildern mündeten. Ihr weibliches Selbstbewusstsein wurde von vielen ihrer männlichen Zeitgenossen in der kirchlichen Hierarchie mit heftigen Widerstand zur Kenntnis genommen. Gleichwohl wurde ihr (späte) Anerkennung zuteil: 2012 wurde Hildegard von Bingen von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen und zur „Kirchenlehrerin“ erhoben.
Vor fast neunhundert Jahren versuchte Hildegard von Bingen die mystische Harmonie der Welt in Töne zu fassen. Zwei europäische Künstler wagen mit Gesang, Zink, Perkussion und Glockenspiel eine Neubegegnung. In der Akustik weit hallender Kirchen spüren sie jenem geheimnisvollen Raum nach, den Hildegards gregorianische Hymnen und Antiphonen bis heute bilden.
Gemeinsam musizieren sie bei aller Strenge die liturgischen Teile mit vielen Auszierungen: Maria Jonas, ihren klaren Sopran selbst auf der Drehleier mit einem Bordun begleitend; Thomas Friedlaender bei nahezu konzertierenden und improvisierten Passagen mit Zurückhaltung, so dass die Fähigkeiten der Sängerin voll zur Wirkung kommen.
In den Dresdner Neueste Nachrichten vom 30. Dezember 2008 schreibt hierzu M. Hanns:
Versunkene musikalische Welt – Konzert in der Loschwitzer Kirche
Hildegard von Bingen und ihre Musik in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen, war das Anliegen eines ganz besonderen, hochkarätigen Konzertes, dem die vielen Hörer wie gebannt lauschten. Die hoch gebildete, vielseitige Gelehrte war neben anderen Professionen auch Komponistin. In einer der Gregorianik verpflichtenden Tonsprache sang sie das Hohelied der Gottes- und Marienliebe. Es ist eine archaische, geheimnisvolle Klangwelt, die sich dem Hörer da auftut.
Mit der Sängerin Maria Jonas und dem Instrumentalisten Thomas Friedlaender standen zwei Künstler zur Verfügung, die sich mit Leidenschaft und Begeisterung für diese Art von Musik einsetzen. Und sie verfügen über das stilistische und gestalterische Fingerspitzengefühl für die Wiedergabe, so dass während des Konzertes nie das Gefühl einer akademisch-trockenen, historisierenden Theoriestunde aufkam, sondern der Hörer auf faszinierende Weise mitgenommen wurde auf einen bereichernden, vielschichtigen Ausflug in die musikalische und religiöse Vergangenheit.
Kamen im ersten Teil ausschließlich Antiphone und hymnische Gesänge aus der Überlieferung Hildegard von Bingens zu Gehör, so mischten sich im zweiten Teil auch später entstandene Officien zum Lobe der Heiligen Elisabeth von Thüringen darunter. Die Klarheit des Timbres, die für diese Art Musik perfekte Technik, die makellose Stimmführung und Sensibilität und Tiefe des Ausdrucks machten Maria Jonas geradezu zur idealen Interpretin. Sie ist natürlich Spezialistin, so dass man bei dieser musikalisch sehr anspruchsvollen Materie einiges an Hochkarätigkeit erwarten durfte. Der Lebendigkeit und Bandbreite ihrer Interpretation – von sanfter Anmut im Antiphon „O virtus sapentie“ über die Steigerung in eine hymnische Euphorie in „O spendidissima gemma“ bis hin zu den fast intimen, sehr zurückhaltenden Lobgesängen auf die Heilige Elisabeth - konnte sich niemand entziehen. Eine vorzügliche Leistung!
Das besondere I-Tüpfelchen erhielt das ganze durch die wechselnden instrumentalen Farben, die die Sängerin mit der Drehleier, vor allem aber Thomas Friedlaender mit dem Zink beisteuerte - welche Klangkultur, welch feinsinnige Nuancen! Es war erstaunlich, welche Variabilität und Differenzierungen er auf dem alten Blasinstrument zauberte. Nicht minder beeindrucke Friedlaender mit höchst eigenwilligen (aber absolut passenden) Akzenten, die er einem Perkussionsinstrument in der Sequenz „O virga ac diadema“ abgewann.
Alles in allem ein wunderbarer Abend, der eine Versunkene musikalische Welt zum Leben erweckte.
Abgesehen von einigen Musikautomaten aus dem Barock und außer Beschreibungen, Noten und anderen Quellen vermitteln uns nur historische Instrumente und speziell Orgeln Klänge aus ferner Vergangenheit, deren Musik noch nicht technisch konserviert werden konnte.
Der besondere Reiz, die eigenen Kopien historischer Instrumente im Zusammenspiel mit historischen Orgeln, oder Kopien historischer Orgeln, zum Klingen zu bringen war und ist Inspiration für Konzerte mit diesen Instrumenten.
Nachfolgend einige oft gespielte Programme:
Amsterdam, Hamburg, Danzig und Venedig im 17. Jahrhundert – Kompositionen von Jan Pieterszon Sweelinck, Johann Schop, Dietrich Buxtehude, Johann Vierdank oder Giovanni Bassano u.a.
Thomas Friedlaender – Zink, Perkussion
Jan Katzschke – Gesang und Orgelpositiv
„Musik der alten Seestädte“ – hinter diesen Namen verbirgt sich eine bunte Mischung der um 1600 in Europa vertretenen musikalischen Gattungen: Lieder, Variationen und Tänze, und die gerade neu entstandenen Formen wie Canzone, Diminution oder geistliches Konzert.
„Seestädte“, das sind in unserem Fall Handelszentren wie die nordeuropäischen Handelsstädte Hamburg, Lübeck, Stralsund oder Danzig, aber auch Amsterdam und das mächtige Venedig. Blühendes Gewerbe garantierte stets gute Entfaltungsmöglichkeiten für die Kunst, und so verwundert es nicht, daß viele der angesehensten Musiker ihrer Zeit Anstellungen in diesen Hochburgen reicher Kaufleute fanden.
In dem etwa einstündigen, kurzweilig zusammengestellten Programm ist die überraschende Frische dieser alten Musik neu zu erleben.
Pavel Černý (Prag) – Orgel
Thomas Friedlaender – Zink
Girolamo Frescobaldi (1583 – 1644)
Toccata
Jacobus Handl-Gallus (1550 – 1591)
Exurge gloria mea
Giovanni Bassano (1558 – 1617)
„Oncques amour“
nach Thomas Crecquillon (†1557)
Carolus Luython (1557 – 1620)
Fantasia in C
Hans Leo Haßler (1564 – 1612)
Canzon
Carolus Luython
Fantasia in F
Girolamo Frescobaldi
Motette „Aspice Domine“
Jakob Hassler (1569 – 1618)
Toccata IV. toni
Diego Ortiz (um 1510 – um 1570)
Recercada Segvunda sobre el Mismo Madrigal
Hans Leo Hassler
Canzon
Giovanni Paolo Cima
Sonata prima (1610)
Carolus Luython
Ricercar
Spanische Musik aus der Zeit Karls V. und Phillip II. – Werke von Antonio de Cabezón, Diego Ortz, Tomas Luis del Santa Maria u.a.
Thomas Friedlaender – Zink
Roland Börger – Orgel
Das, was die Spanier „Siglo de oro“ (Jahrhundert des Goldes) nennen, war jene glorreiche Epoche, in der Spanien zur mächtigsten Nation Europas heranwuchs, nachdem das letzte maurische Königreich erobert worden war und Kolumbus eine neue Welt entdeckte.
Nicht nur politisch, sondern auch kulturell war für Spanien das 16. Jahrhundert ein herausragendes, ein „goldenes Zeitalter“. So viel die größte Macht des spanischen Staates mit einer Blüte der Literatur zusammen, zu deren Vertretern so berühmte Namen wie Miguel de Cervantes oder Lope de Vega gehören. Auch in der Musik war Spanien damals eines der bedeutensten Zentren Europas – eine Musik, die durch große Leidenschaft, tempramentvolle Rhythmen, ekstatische Verzierungen, kühne Dissonanzen und eine ergreifende Mystik der Klänge gekennzeichnet ist.
Inspiriert von dieser alten Musik erklingt auf Nachbauten historischer Instrumente ein Programm mit Werken von Antonio de Cabecon, Diego Ortiz, Tomas Luis de Santa Maria und anderen.
Geistliche Musik u.a. von Giovanni Pierluigi da Palestrina, Girolamo Frescobaldi, Johann Hermann Schein, Johann Sebastian Bach
Thomas Friedlaender – Zink
Christopher Stembridge – Orgel
Dieses Programm entwickelten Christopher Stembridge und Thomas Friedlaender im Jahr 2000 für drei Konzerte in Venedig in der Chiesa di San Rocco und Ospedaletto.
Eingangstoccata
Giovanni Picci (1572–1643): Toccata
Credo in unum Deum
Johann Sebastian Bach (1685–1750): Wir glauben all an einen Gott (BWV 681)
Girolamo Frescobaldi (1583–1643): Motette „Deus noster“
et incarnatus est
Girolamo Frescobaldi – Capriccio pastorale
Cipriano de Rore (1516–1565): „Angelus ad pastores ait“
(motetto passaggiato da Giovanni Battista Bovicelli)
cruzifixus etiam pro nobis
Johann Sebastian Bach – Christ lag in Todesbanden
Samuel Scheidt (1587–1654): Da Jesus an dem Kreuze stund
Gregorio Strozzi (1615–1690): Toccata quarta per l`elevatione
venturus es cum gloria
Claudio Merulo (1533–1604): Assumpsit Iesus Petrum
(mottetto passaggiato da Giovanni Battista Bovicelli)
et in Spiritum sanctum Dominum
Hans Leo Hassler (1564–1612): Cum Sancto Spiritu
Et unam ... ecclesiam
Giovanni Pirluigi da Palestrina (1525–1594): Pulcra es amica mea
(mottetto passaggiato da Francesco Rognoni)
Eine Abendmusik für Laute und Zink
Andreas Arend – Laute und Ud
Thomas Friedlaender – Zink, Olifant und Perkussion
Wieviel Leben steckt nach vier oder fünf Jahrhunderten noch in einem Stück Musik?
Thomas Friedlaender und Andreas Arend zeigen, dass alte Klänge so vital sind, wie ihre Spieler es zulassen. Die beiden Musiker haben sich auf ein ungewöhnliches Experiment eingelassen: Sie spielen Musik des späten Mittelalters und der Renaissance auf historischen Instrumenten. Immer wieder aber verlassen sie die Pfade der traditionellen Interpretation und spinnen die musikalischen Ideen in moderner Improvisation fort. Ganz im Sinne der alten Meister, deren Stücke oft selbst nichts anderes waren, als Niederschriften freien Spiels. So verbinden die beiden Musiker historische Aufführungspraxis und zeitgenössische Sprache zu einer spannungsvollen, wie harmonischen Abendmusik.
Im 16. Jahrhundert schrieb der Niederländer Jacobus Vaet eines von insgesamt acht Salve Regina. Die Musik dieses Hynmus zieht sich als roter Faden durch das einstündige Programm.
Weihnachtliches Konzert mit Liedbearbeitungen des 17. Jahrhunderts
Dorothea Zimmermann – Gesang
Jan Katzschke – Orgel und Cembalo
Thomas Friedlaender – Zink
Die Altistin Dorothea Zimmermann, der Organist Jan Katzschke und der Zinkenist Thomas Friedlaender spannen in diesem Programm weite Bögen: Von der Psalmodie des 13. Jahrhundert über eine Improvisation nach der Melodie eines Adventsliedes bis zur Musik Johann Sebastian Bachs; von der einstimmigen Melodie eines Instrumentes oder der einzelnen Stimme bis zum gemeinsamen Erklingen der Orgel, des Gesangs, des Zinks und der historischen Percussionsinstrumente; von Deutschland nach Italien und zurück; von den Musikern zu den Zuhörern.
Es erklingen Werke von Heinrich Schütz, Michael Praetorius, Johann Hermann Schein, Matthias Weckmann, Cipriano de Rore, Giovanni Battista Bovicelli, Giovanni Battista Bassani, Dieterich Buxtehude, Johann Philipp Krieger und Johann Krieger, Johann Crüger und Johann Sebastian Bach.
Von der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen: Deutsche Liederbücher und Instrumentalmusik des 15. Jahrhunderts – Lochamer und Glogauer Liederbuch, Buxheimer Orgelbuch, Liederbuch der Anna von Köln
Maria Jonas – Gesang, Drehleier
Thomas Friedlaender – Stiller Zink
Andreas Arend – Laute
Dieses Programm ist mit seiner selten gehörten Musik eine echte Rarität!
Vor dem Jahr 1500 überrascht Deutschland mit einer bemerkenswert eigenständig ausgeprägten Instrumentalmusik, u.a. im „Buxheimer Orgelbuch“, durch das uns vor allem der Stil aus dem Umkreis des blinden Organisten, Lautenspielers, Harfenisten und Flötisten Konrad Paumann (ca. 1410–1480) überliefert ist. Neben berühmten Sammlungen wie dem „Lochamer Liederbuch“ (um 1450) ist uns eine sehr wertvolle Quelle, das „Glogauer Liederbuch“, ca. 1460, erhalten geblieben: Hier begegnen uns – neben Instrumentalstücken – viele geistliche und weltliche Gesangsstücke, die vermutlich mit Instrumenten kombiniert wurden.
Gleichzeitig existierte in Deutschland aber auch immer noch die mittelalterlich Tradition des einstimmigen Liedes. Hiervon geben zahlreiche Liederbücher Zeugnis, u.a. das Liederbuch der Anna von Köln, einer Begine, die wohl im niederrheinischen Raum lebte.
Beides kommt in unserem Programm zu Gehör: Die Stimme von Maria Jonas mit dem archaisch anmutenden Bordun der Drehleier, mit dem warmen Klang des Stillen Zinken und der Klarheit der Laute. Hier die ornamentierte vorwiegend instrumentale Mehrstimmigkeit mit Laute und Zink – dort die erzählfreudigen deutschen Lieder und Balladen.
Saxophon der Renaissance trifft Instrument der industriellen Revolution – improvisierte Musik mit:
Hannes Lingens – Akkordeon und Schlagwerk
Thomas Friedlaender – Zink und Perkussion
Dante an der Dampfmaschine, Shakespeare an der „Spinning Jenny“. Wenn Thomas Friedlaender und Hannes Lingens spielen, treffen zwei Zeitalter aufeinander: Der Zink als „Saxophon der Renaissance“ begegnet dem Akkordeon, dem „Klavier des Kleinen Mannes“ im 19. Jahrhundert.
Die scheinbar wesensfremden Instrumente haben eines gemeinsam: Sie klingen, weil Luft in ihnen zum Schwingen gebracht wird. Diese Grundlage genügt Friedlaender und Lingens für ihr mal stürmisches, mal träumerisches Experiment. In reiner Improvisation tasten sie die Möglichkeiten ihrer Instrumente aus und halten einen wunderbar vielschichtigen, variantenreichen und immer überraschenden Dialog. Unterstützt von phantasievoller Perkussion weben die Musiker einen fliegenden Klangteppich, der den Hörer nicht auf eine Zeitreise mitnimmt, sondern auf einen Ausflug in eine ganz eigene Welt, die jeden Abend neu geschaffen wird.
Musiktheater zu Texten aus den „Metamorphosen“ des Ovid mit Musik von Luyz de Narváez, John Dowland, Giovanni Pierluigi de Palestrina, Andreas Arend u.a.
June Telletxea – Gesang (als Circe)
Andreas Arend – Laute (als Ovid)
Thomas Friedlaender – Trompete, Zink und Perkussion (als König Picus)
Sabine Hayduk – Szenische Einrichtung
Yara Burkhalter – Kostüme
Die Erzählung „Picus und Canens“, eine Dreiecksgeschichte zwischen dem jungen König Picus, seiner singenden Gattin, der Nymphe Canens, und der Zauberin Circe findet sich im vierzehnten Buch der Metamorphosen des antiken Dichters Ovid.
Die Inspiration des antiken Textes führt June Telletxea (Gesang und Perkussion) als Circe Andreas Arend (Laute) als Ovid, Thomas Friedlaender (Trompete, Zink und Perkussion) als König Picus zu besonderen Momenten der Handlung in einen neuen, sinnlich-klanglichen Zusammenhang.
Diminutionen, Recercadas und Affetti zwischen Renaissance und 21. Jahrhundert
Ensemble „Stahlquartett“
Ercole Nisini – Posaune
Thomas Friedlaender – Zink
Eine spannende Begegnung zweier historischer Blasinstrumente – Posaune in alter Mensur und Zink – mit den futuristisch-exotischen Stahlcelli des „Stahlquartetts“.
Das im Sommer 1999 von Jan Heinke gegründete Stahlquartett vereint mit Michael Antoni, Jan Heinke, Peter Andreas und Alexander Fülle einen klassischen Sänger, einen Weltmusiker, einen Komponisten und einen Jazzpianisten, die sich in ihrer Faszination für das neuentwickelte, wie eine Skulptur anmutende Stahlcello und seinen einzigartigen Klangeigenschaften zusammengefunden haben.
Mitteldeutsche Musik des 17. Jahrhunderts zu Passion und Ostern mit Kompositionen von Johamm Hermann Schein, Samuel Scheidt, Heinrich Schütz u.a.
Constanze Backes – Sopran
Thomas Friedlaender – Zink
Jan Katzschke – Tenor, Orgelpositiv
Die Passion und Auferstehung Jesu Christi und Ihre Bedeutung für den Menschen ist das zentrale Ereignis im Neuen Testament. So ist es nachvollziehbar, daß hervorragende Komponisten wie Schütz, Bach, Schein oder Hammerschmidt diesem Thema ihre besondere Aufmerksamkeit gewidmet haben. Das Spektrum der musikalischen Formen dieses Programms reicht von Instrumentalwerken und Strophenliedern bis hin zu den damals gerade aus Italien importierten geistlichen Konzerten.
Ein musikalisch-literarisches Programm zu Ehren von Friedrich von Spee (1591-1635) – 24 Geistliche Lieder aus „Trutz-Nachtigall“ Texte aus „Cautio Criminalis“ und dem „Güldenen Tugendbuch“
Constanze Backes – Sopran und Rezitation
Thomas Friedlaender – Zink
Stefan Horz – Cembalo
Der Jesuit Friedrich von Spee (1591 – 1635) war eine der erstaunlichsten Figuren des frühen siebzehnten Jahrhunderts. Wir verdanken ihm die Gedichtsammlung „Trutznachtigall“, die ihren Namen trägt, da Spee zu beweisen suchte, daß man „trutz allen anderen Nachtigallen“ auch in „teutscher Sprachegut poetisch dichten und reden“ könne; auch die deutsche Sprache tauge zur Poesie, in einer Zeit, da ambitionierte Literatur stets in Latein verfasst wurde und somit nur Gelehrten zugänglich war. Dies erhebt ihn in den Rang der Pioniere der deutschen Sprache, zumal die zweiundfünfzig vielversigen Texte von seltener und anrührender Schönheit sind. Sie beschreiben die mannigfaltigen Gesichter der Natur in Flora und Fauna und ergehen sich in sogenannter „Jesusminne“ – die Liebe zwischen der allegorisch dargestellten menschlichen Seele und Jesus, ihrem Bräutigam, ist Stoff für ein reiches Erblühen bittersüßer Liebespoesie. Das pastorale Element wird weiter ausgeschmückt durch immer wiederkehrende Hirtenallegorien, und ein gemütlich-rheinischer Volksliedton wird angeschlagen, wenn zwei Hirten miteinander wetteifern, wer dem Jesuskindlein das schönste Geschenk darbringen mag.
Spees andere Seite, in seiner Zeit noch bemerkenswerter, entwickelte sich, als er von seinem jesuitischen Orden in der Rolle eines Beichtvaters bei den infamen Hexenprozessen eingesetzt wurde, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Deutschland stattfanden. Sein humanistisches Gewissen war zutiefst erschüttert angesichts der Erkenntnis, daß er „mit viel Eifer nachgeforscht, auch Macht und Einfluß der Beichte aufgeboten und doch bei keinem von all denen, die er zum Holzstoß begleitet habe, irgend etwas entdeckt, daß ihn hätte überzeugen können, daß sie zu Recht der Hexerei beschuldigt waren“ und daß sie „noch sterbend Gott zum Zeugen ihrer Unschuld“ anriefen. Zerrissen von diesen erschreckenden Erfahrungen und seiner Loyalität der Kirche gegenüber, schrieb er die „Cautio Criminalis“, 1635 anonym veröffentlicht. Sie muß als erster couragierter kritischer Beitrag zu diesem finsteren Kapitel in der Geschichte der Kirche gesehen werden. Als Spees Autorenschaft ruchbar wurde, wurde er zum Opfer diverser Verfolgungen, die in einen Mordversuch eskalierten. Den Tod fand er schließlich in Trier, nachdem er persönlich darum gebeten hatte, den kranken und sterbenden Opfern einer Pestepedemie beistehen zu dürfen und sich selbst infizierte.
Der Ursprung der „Trutznachtigall“-Vertonungen ist weitgehend unbekannt. Spee selbst hatte wohl eine umfassende musikalische Ausbildung genossen. Ob die Melodien und Generalbaßaussetzungen des Erstdruckes von 1649 ihm oder einem nicht näher bezeichneten Zeitgenossen zugeschrieben werden dürfen, kann nicht mehr festgestellt werden. Möglicherweise legte man sie auch verbreiteten Volksliedmelodien unter, was für die Popularität von Spees Versen spräche.
Musik und Texte zur Weihnachtszeit. Es erklingen Werke von Johann Hermann Schein, Heinrich Ignatz Franz von Bieber, Giovanni Battista Bovicelli und Girolamo Kapsberger u.a.
Christine Maria Rembeck – Sopran, Rezitation
Marie Verweyen – Violine
Thomas Friedlaender – Zink
Thomas Ihlenfeldt – Laute
Die Menschwerdung Gottes, dieser „Wendepunkt der Menschheitsgeschichte“ inspiriert bis heute Komponisten zur musikalischen Verarbeitung. Krippe, Engel, Hirten ... – der biblische Weihnachtsbericht bietet unzählige Anknüpfungspunkte zu musikalischer Illustration und zum Kommentar.
Johann Hermann Schein, Thomaskantor in Leipzig, brachte 1618 seine „Opella Nova“ heraus, eine Sammlung dreistimmiger geistlicher Konzerte, in der er bekannte Choralmelodien mit der noch jungen Form, dem frisch aus Italien importierten Geistlichen Konzert verknüpfte. Kompositionen aus dieser Sammlung stehen im Mittelpunkt des Abends.
Französische Lautenmusik und italienische Canzonen und Sonaten für Zink aus dem 17. Jahrhundert – Werke von Vieux Gallot, Robert de Visee, Giovanni Paolo Cima, Giovanni Battista Riccio u.a.
Thomas Friedlaender – Zink
Stefan Maass – Barocklaute
Zwei sehr verschiedene musikalische Welten im Europa des 17. Jahrhunderts: die virtuosen italienischen Sonaten und Canzonen für Zink im Kontrast zur stillen Eleganz der französischen Lautenmusik. Die beiden Dresdner Musiker spielen auf Kopien historischer Instrumente u.a. Werke von Vieux Gallot, Robert de Visee sowie von Giovanni Battista Riccio und Gasparo Pietragrua.
Italienische Musik des frühen 17. Jahrhunderts – improvisierte Musik des beginnenden 21. Jahrhunderts
Thomas Friedlaender – Zink
Sebastian Knebel – Spinett
Hartmut Dorschner – Saxophon
Andreas Böttcher – Synthesizer
Unter Musikern, die sich auf der Straße zufällig treffen, kommt es im Gespräch oft zu drei typischen Sätzen:
1. „Ich hab dich gestern im Konzert gehört – Du warst total Klasse, absolute Spitze, es war genial!“
2. „Wir müssen unbedingt mal etwas miteinander spielen.“
3. „Das Geld von der letzten Mugge ist unterwegs.“
Die beiden befreundeten Dresdner Musiker Thomas Friedlaender (Zink) und Hartmut Dorschner (Saxophon) wissen um diese klassischen Aussagen der lieben Kollegen und wollten trotzdem schon immer miteinander in einem Konzert auftreten, Spaß haben und auch noch Geld dabei verdienen.
Die Beobachtung, daß ihre beiden Blasinstrumente zu ihrer Zeit jeweils mutmaßlich jene waren, welche der menschlichen Stimme am nächsten kamen und kommen, inspirierte sie zu der Idee, es tatsächlich miteinander zu versuchen. Sie wollen an einem Abend sehr alte Musik in einem Konzert – gewissermaßen Spiegelbildlich – taufrischer improvisierter Musik gegenüberstellen. Die Brücke zwischen beiden Teilen schlagen die wesensverwandten Blasinstrumente Zink und Saxophon in einer gemeinsamen Improvisation. Ob die Kontraste oder die Gemeinsamkeiten überwiegen, wissen die Kollegen selbst noch nicht.
Ein Konzert für Liuto Forte, E-Gitarre, Zink und Flügelhorn
Claude Alloud – Liuto Forte, E-Gitarre
Thomas Friedlaender – Zink und Flügelhorn
Ein hauchdünner Eibenkorpus, versilberte Kupfersaiten, ein Hornmundstück, lederumwickeltes Olivenholz und glänzendes Messing werden zum Klingen gebracht.
Mit eigenen Kompositionen und Improvisationen spinnen beide Spieler ihre Fäden durch den Raum zwischen Stille und Fanfare. Auf immer neuen Wegen, mit zart geflüsterten Geschichten und wild schwingenden Legenden, findet die einzigartige Begegnung zweier erstaunlicher Instrumente statt.
Liuto Forte und Zink – so verschieden wie die Menschen, die sie spielen – singen gemeinsam durch die Gärten des Homo ludens.
Franko-flämische Kompositionen um 1500 aus Deutschland und Italien mit dem Artemision-Ensemble:
Magdalena Podkoscielna – Sopran
Thomas Friedlaender – Zink
Irene Klein – Viola da Gamba
Andreas Arend – Laute
Die franko-flämischen Komponisten prägten das musikalische Denken einer ganzen Epoche. Fünf Generationen lang bestimmten sie das europäische Musikleben, von Dufay über Ockeghem zu Josqin und Isaac, von Gombert über Willaert und de Rore zu Lasso, Vaet und Regnart. An den Singschulen der Kathedralen wie Cambrai oder Gent fantastisch gut ausgebildet, verließen viele von ihnen ihre Heimat und folgten dem Ruf an die Musikkapellen Europas.
Natürlich fanden sie in diesen Ländern eigenständige musikalische Stile vor, wie etwa das deutsche Lied oder die italienische Frottola, deren Elemente sie mit ihrem Kontrapunkt verschmolzen und in den fremden Sprachen zu sprechen lernten, so perfekt, daß sie jene dadurch wieder selbst prägten. So stammt das vielleicht bekannteste deutsche Lied der Zeit, „Innsbruck, ich muß dich lassen“ aus der Feder von Heinrich Isaac.
Die Klage in der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts – Kompositionen aus dem Umfeld von Orlando di Lasso und Heinrich Schütz
Christine Maria Rembeck – Sopran
Thomas Friedlaender – Zink
Klaus Eichhorn – Orgelpositiv und Regal
Orlando di Lasso (1532-1594): Lamentato Prima Tertii Diei (Jeremias-Klage)
Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594): Io son ferito, hai lasso
Giovanni Battista Bovicelli (zweite Hälfte 16. Jh.): Io son ferito, hai Lasso (Diminution nach Palestrina)
Christian Erbach (1570-1635): Io son ferito, hai Lasso (Ricercar noni toni)
Orlando di Lasso: Lectio prima (Hiobs-Klage)
Johann Hermann Schein (1586-1630): Oh, Jesu Christe
Johann Scheidemann (1596-1663): Paduana Lacrymae (nach J. Dowland)
Heinrich Schütz (1585-1672): Eile mich, Gott, zu erretten
Samuel Scheidt (1587-1654): Warum betrübstu dich mein Herz
Samuel Scheidt: O Lamm Gottes unschuldig
Heinrich Schütz: Habe deine Lust an dem Herren
Romanische Lieder und Musik des 16. und 17.Jahrhunderts aus Spanien, Frankreich, Italien
Maria Jonas – Sopran, Drehleier
Thomas Friedlaender – Zink
Stefan Maass – Laute
Italienische Canzonen und Arien, sephardische Lieder, französische Lautenmusik und Lieder aus dem spanischen Europa und Amerika.
Italienische Trompetenmusik des Barock – Kompositionen von Maurizio Cazzati, Petronio Franceschini, Giuseppe Torelli
Robert Vanryne – Trompete
Thomas Friedlaender – Trompete
Sebastian Knebel – Orgel
Oberitalienische Trompetenmusik aus Bologna, der „Hochburg“ des barocken Trompetenspiels, im Kontrast zu mitteldeutschen Orgelwerken des 18. Jahrhunderts.
Vocalsolisten, zwei Zinken, drei Posaunen
Die „Missa super Epitaphium Mauritii“ wurde 1563 zur Errichtung des Moritzmonumentes im Dom zu Freiberg vom Dresdner Hofkapellmeister Antonio Scandello (1517–1580) zum Gedächnis für Kurfürst Moritz von Sachsen (1521–1553) komponiert.